Der Mensch hat zwei Hände, zwei Beine, zwei Augen, einen Kopf. Blut fließt durch den Körper und das Herz schlägt. Ich erlebe meinen Körper – ich erlebe mich körperlich.
Seit wir denken können, ranken wir Fragen um den Körper: Habe ich einen Körper oder bin ich (auch) Körper? Gibt es ein Leben jenseits des Körperlichen? Ist der Körper ein Wesen mit eigenem Willen, Agieren und Ausdruck? Können sich Körper und Seele zu Lebzeiten räumlich voneinander entfernen? Gibt es den Geist und die Seele überhaupt oder ist alles Innere allein der Fluss von geladenen Teilchen durch die Windungen des Gehirns?
Meine Füße kribbeln. Mein unterer Rücken ist verspannt. Im Nacken zieht es und schmerzt. Ein leichtes Brennen ist in meinen Nasennebenhöhlen. Ein leichter Druck ist unterhalb meiner Schädeldecke. Ich drehe die Handfläche meiner rechten Hand nach oben und bin mit aller Aufmerksamkeit in meinem Handteller. Ein feines Pulsieren ist in der Hand, das sich über meinen Arm in den Körper ausweitet. Energie fließt durch meinen Körper.
Ich sehe, höre, rieche, schmecke, taste, fühle, denke und spüre. Das Drücken, Kribbeln, Schmerzen, Pochen, Verspannen, Reiben, Klopfen und Bewegen meines Körpers ist kein Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Fühlen, Denken oder Spüren. Es ist ein eigener Bereich des Erlebens: Ich empfinde meinen Körper. Der Körper spricht in seiner eigenen Sprache: Drücken, Kribbeln, Schmerzen, Pochen und wohliges Pulsieren sind seine Ausdrücke.
Ich bin auch Körper. Denn ‹ich› habe Hunger, ‹mir› ist kalt, ‹ich› bin müde und ‹ich› bin gestern durch die Straßen zum Haus meiner Freunde gegangen.
PS: Die obige Zeichnung des Vitruvianischen Mensches ist nur 6 cm hoch. So mancher Tuscheverlauf ist damit im Zufall entstanden ;-)
für alle, die das Leben ganz erleben möchten
Christoph Steinbach und Jaipur
zum Buch
412 Seiten, gebunden, mit 22 Zeichnungen des Verfassers